Sportpferdefütterung

Pferde sind typische Grasfresser. Ihr Organismus ist darauf eingerichtet über viele Stunden am Tag relativ energiearmes, dafür strukturreiches Futter aufzunehmen. Das Verdauungssystem des Pferdes ist mit dem kleinen Magen und dem großen Dickdarm perfekt an diese Kost angepasst. Um die pflanzliche Nahrung aufzuschließen ist die Hilfe einer Menge verschiedener Bakterien nötig, die deshalb den Dickdarm des Pferdes bewohnen und für eine stabile Population ebenfalls auf kontinuierliche Nahrungszufuhr angewiesen sind.

Kraftfutter ist energiereiches Konzentratfutter und birgt deshalb einige Risiken für das Pferd. Mengen über 2,5 kg Kraftfutter pro Tag und Pferd (600kg Körpermasse) erhöhen das Kolikrisiko auf das 4,8-fache. Die tägliche Fütterung von mehr als 5kg Kraftfutter steigert das Kolikrisiko sogar auf das 6,3-fache. (Quelle: Der Praktische Tierarzt, Management des Sportpferdes)

Betrachtet man die natürliche Ernährungsweise des Pferdes über seine lange Evolutionsgeschichte ist das nicht verwunderlich.

Die Fütterung von Kraftfutter an Pferde kam auf als das Pferd zum Arbeitstier des Menschen wurde. Mit der schweren Arbeit auf dem Feld waren Bauer und Pferd viele Stunden des Tages beschäftigt. Für ausreichende Energieversorgung durch Grundfutter war die Zeit zu knapp. Unter diesen Bedingungen ist die Fütterung mit energiereichem Kraftfutter sinnvoll.

Das moderne Sportpferd erledigt seine Arbeit meist innerhalb weniger Stunden, meist sogar innerhalb einer Stunde pro Tag. Den Rest des Tages ist viel Zeit zur Futteraufnahme. Wenn Ihr Pferd einer hohen Energiezufuhr bedarf sollten Sie diese Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Bevor der Energiegehalt der täglichen Ration durch Kraftfutter erhöht wird, sollten die Möglichkeiten der Fütterung mit Grundfutter bester Qualität (Grundfutter = Heu, Gras, Silage) ausgeschöpft sein. Das ist nur möglich bei einer ad libitum Fütterung (ad libitum = lat. nach belieben, nicht portioniert sondern zur freien Verfügung). Die Fütterung kann dabei aus einer Vorratsraufe erfolgen oder durch regelmäßiges Vorlegen ausreichend großer Portionen (z.B. dreimal täglich). Ausreichend groß um trotzdem von ad libitum Fütterung zu sprechen ist eine Portion wenn bei der nächsten Fütterung noch etwas Futter übrig ist. Man füttert also nicht 100% sondern 110%, 10% des Futters darf das Pferd aussortieren, das sind dann die weniger schmackhaften Bestandteile.

Dass man mit der Fütterung eines qualitativ und energetisch hochwertigen Grundfutters sehr erfolgreiche Sportpferde mit bester Gesundheit erhält zeigt Anna Jansson,  Professorin an der Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala, Schweden. Sie erzielt beste Erfolge mit ihren Trabrennpferden aus eigener Zucht mit der "forage-only-diet" also ausschliesslicher Fütterung mit Grundfutter.

Website von Prof. Anna Jansson